Lesen ist meine bevorzugte Form des Reisens, und die unterschiedlichen Erzähltraditionen waren bei allen künstlerischen Arbeiten prägend. Seit ich lesen kann, bezaubern mich die Erzählungen aus “1001 Nacht”. Diese Erzählungen bilden eine einzigartige Sammlung märchenhafter Szenen einer längst vergangenen Welt der Wunder. Im Zentrum der Erzählungen agiert eine intelligente und schöne Frau, die Kraft ihrer Erzählkunst überzeugen vermag.
Seit einigen Jahren arbeite ich mit Zeitungspapier und Kleister. Papier Mâché besitzt wunderbare Eigenschaften wie Leichtigkeit, Festigkeit und Belastbarkeit und kann jede beliebige Form annehmen. Meine Objekte bestehen ausschliesslich aus geschichtetem Zeitungspapier mit unterschiedlichen Schriftbildern, meistens ist aber das Zeitungspapier bemalt. Selbst bei den bemalten Papieren scheinen die Texturen der Druckschriften mehr oder weniger kräftig durch. Bei den hier gezeigten “Fliegenden Teppichen” habe ich damit begonnen das Zeitungspapier für jeden einzelnen Teppich zu bemalen, um sie dann in Steifen zu schneiden oder zu reissen. Diese Streifen ordne und schichte ich dann zu den bekannten Motiven aus der Tradition der Orientteppiche. Um die gewünschte Tiefe, Intensität, und eine subtile Farbgebung zu erreichen, sind oft mehrere Schichtungen nötig. Dieser Arbeitsprozess ist Abbild von meinem persönlichen Antrieb subtiler Überzeugungsarbeit.
Die wunderbar perfekte Harmonie zwischen den geometrischen und organischen Formen aller Alphabete und Zeichen-Schriften fasziniert mich. In der traditionellen Arabischen Kunst wurde die Verbannung der organischen Form umgangen indem Ornamente eingebaut wurden. Ich verwende auch Ornamente, ich beschränkte mich jedoch auf ein paar ikonographische Formen wie das Paisley und der abgerundete Rhombus. Einige “Fliegende Teppiche” sind frei jeder Ornamentik. Sie stellen sich dem Betrachter so dar, als wären sie im Fluge aus weiter Ferne betrachtet worden. Sie stellen exemplarisch die Dynamik einer Wellenbewegung auf der Oberfläche dar.
Weil die “Fliegenden Teppiche” als dreidimensionale Objekte konzipiert sind, können sie an der Wand angelehnt werden, auf dem Boden liegen oder schwebend von der Decke hängen. Sie können natürlich auch an der Wand hängen, da sie beidseitig bearbeitet sind.
Im Laufe meiner intensiven Beschäftigung mit dem Thema sind mehr als 40 “Fliegende Teppiche” entstanden.